Weil die dreidimensional gearbeiteten Bilder der Egerer Meister eigenständige Kunstwerke unikaten Charakters sind, kann vom Standpunkt heutiger Restaurierungsethik einer Ergänzung fehlender Teile nur in Ausnahmefällen entsprochen werden. Vergleiche Dutzender Reliefintarsien mit ihren graphischen Vorbildern haben deutlich gemacht, daß selbst bei sehr getreuer Umsetzung des Bildes die künstlerische Freiheit und individuelle Handschrift des Intarsienschneiders so groß ist, daß stimmige Rekonstruktionen niemals erreicht und letztlich in Eigeninterpretationen des Restaurators ausarten würden. Nur dort, wo eindeutige Informationen über den Verlust vorliegen und eine empfindliche Lücke im Bildaufbau reduzierbar wäre, darf an eine Vervollständigung gedacht werden.