RELIEFINTARSIEN AUS EGER
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DAS STRALSUNDER BRETTSPIEL
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Schauseite des Brettspiels mit Daniel in der Löwengrube
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Wir restaurierten das Brettspiel 1997 | ![]() |
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Adam Eck (zugeschrieben)
Um 1650 Maße: H 11 x B 53,5 x T 53,5 cm Stralsund, Kulturhistorisches Museum der Hansestadt Inv.Nr.: L.S.12 Dieses Egerer Spielbrett gehört zu den seltenen Beispielen einer relativ weit zurück verfolgbaren Provenienz. Belegbar ist die Herkunft aus den Kunstsammlungen des in Stralsund residierenden schwedischen Generalgouverneurs von Pommern, Axel Graf von Löwen (1686-1772). Er übereignete seine Schätze testamentarisch der Stadt Stralsund. 1748 hatte der schwedische Reichsrat den Grafen mit Ehrungen überhäuft und ihm schließlich auch noch dieses hohe Amt übertragen. Axel von Löwen fand allerdings weniger Gefallen an Verwaltungsaufgaben, wohl aber an der Beschäftigung mit Wissenschaft und Kunst. Die Schauseite des Spiels zeigt Daniel in der Löwengrube, die durch felsartige Konturen und ein Fallgatter symbolisiert wird. Der Felsen ist in einer Art ausgeführt, die stark an Adam Ecks Passionsbild im Berliner Kunstgewerbemuseum und an die Grabkammer im Branitzer Kabinettschrank erinnert. Viele unregelmäßig konturierte Holzteile, partiell unruhig gemasert und mit kleinen Kugelpunzen strukturiert bzw. mit dem Stichel graviert, fügen sich zu einer wie aufgeschichtet erscheinenden Steinmasse. Im Gewirr der Quader tauchen Schlangen, eine Kröte und eine Eidechse auf. Daniel sitzt im Zentrum des Bildes und wird von mehreren Löwen umringt, die ausgesprochen individuell durchmodelliert sind. Meisterhaft hat man die üppigen Mähnen der Raubtiere mit einem kleinen Hohleisen geschnitten und das Fell durch winzige Kerben stilisiert. Auch die Danielfigur im weiten Gewand erreicht einen hohen Grad künstlerischer Vollkommenheit. Sie zeichnet sich durch feingliedrige Hände und ein prägnantes Gesicht (eher an Christus als an Daniel erinnernd) mit filigran gearbeitetem Haar aus. Das rechte obere Drittel des Frontbildes wurde in flacher Intarsia gearbeitet und zeigt eine Stadt unter bewölktem Himmel. Flachplastisch aufgelegt ist ein Engel, der mit Daniel in den Armen zum Himmel fliegt. Ein Kupferstich des Augsburger Meisters Johann Georg Bodenehr gibt die wesentlichsten Bestandteile der Reliefintarsia wieder, doch fehlen einige Löwen und die zum Himmel fliegenden Figuren. Sicherlich folgte Bodenehr seinerseits einem anderen graphischen Vorbild, das die fehlenden Komponenten beinhaltet und auch die eigentliche Vorlage für das Stralsunder Relief abgegeben hat. Originell ist die Schmückung des Schauseitenrahmens mit zwölf individuell durchgebildeten Löwen. Es wäre verlockend in diesem Detail einen Hinweis auf Axel von Löwen sehen zu wollen, doch entstand das Brettspiel zweifellos schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Außerdem existiert ein Egerer Spielbrett in der Sammlung „The Salgo Trust for Education“ im Bayerischen Nationalmuseum München, das die Löwen auf dem Rahmen wiederholt, so daß man nicht von einer einmaligen (z.B. für einen Vorfahren Axel von Löwens), familienbezogenen Anfertigung ausgehen kann. Auch die Damespielseite der Kassette überrascht mit einer höchst seltenen Schmückung des Rahmens, denn man hat zwischen die obligatorischen Blumen üppige Fruchtbündel eingeschoben. Der Spielplan selbst ist mit sehr filigran gearbeiteten Bildern geschmückt: die dunklen Quadrate mit je einer Blume, die hellen mit je einem Fruchtstück. Öffnet man die mit gravierten Messingscharnieren verbundenen Hälften, kommt ein sehr anspruchsvoll intarsiertes und reichlich gepunztes Trictrac zum Vorschein. Perspektivische Obelisken, die auf ihren Spitzen wassersprühende Muschelschalen tragen und grimmige, fischähnliche Phantasiewesen verkörpern die hellen und dunklen Keilfelder. Zwischen die Keilfelder ist ein origineller Bildstreifen eingeschoben, der durch dichte Wolkenfelder gebildet wird, in denen Schwärme von winzigen Vögeln fliegen. Verschlossen wird das Spiel durch ein mit Fruchtbündeln graviertes Messingschloß, dessen Überfang und Schiebeknopf allerdings verloren gingen. Die Schmalseiten der beiden Rahmen sind mit breiten Flammleisten belegt, wie es an den meisten Spielen dieser Zeit beobachtet werden kann. Spielsteine haben sich nicht erhalten. Stilistisch folgt das Brett zweifelsfrei Adam Ecks Hand. LTERATUR ALL COPYRIGHTS |
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