RELIEFINTARSIEN AUS EGER
WERKSTOFFE
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Detail einer Bildtafel von Adam Eck | um 1650 | Ornamente aus Zinn

Reliefintarsien bestehen aus unterschiedlichen Materialien, in erster Linie aus kontrastierenden Hölzern. Das Gegeneinandersetzen heller und dunkler, gemaserter und schlichter oder gefärbter und naturbelassener Holzsorten hatte lange Tradition. Neu war die Reliefierung, bei der sich einzelne Teilstücke aus der Fläche heraushoben. Für das 17. Jahrhundert muß man Exoten unter den in Eger verwendeten Hölzern so gut wie ausschließen. Die untersuchten Reliefs bestehen aus erstaunlich wenigen Sorten. Auch am Ende des 17. Jahrhunderts scheint der Kreis der verwendeten Hölzer nicht oder nur unwesentlich größer geworden zu sein. Erst um 1700 treten sporadisch auch tropische Hölzer hinzu, ohne jedoch die Kompositionen dominieren zu wollen. Neben dem Holz kommen vereinzelt auch andere Werkstoffe vor. Adam Eck z.B. bediente sich kleiner Süßwasserperlen, um seinen reliefintarsierten Damen Halsketten und Ohrstecker anzulegen. Er folgte damit einer Tendenz in der Mode jener Zeit, denn spätere Reliefintarsien verwenden nie wieder diese Kleinodien, die in den kalkarmen und sauerstoffreichen Flüssen Böhmens, des Fichtelgebirges, des Vogtlandes und des Bayerischen Waldes gefunden wurden. Erzeuger der Perlen waren die sogenannten Flußperlmuscheln (Margaritana margaitifera), bei denen die Erfolgsquote im Vergleich zu den Seeperlmuscheln allerdings eine viel geringere war.

Seit dem ausklingenden 17. Jahrhundert verwendete man ab und zu Elfenbein. Vor allem Johann Nicolaus Haberstumpf hat dieses Material meisterhaft beherrscht und einigen seiner Reliefintarsien damit eine unverwechselbare Note verliehen. Mit Johann Nicolaus Haberstumpfs Namen verbindet sich nicht nur das Elfenbein, sondern auch die Verwendung von Marmor. An seinen prachtvollen Reliefs im Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt am Main hat er verschiedene Sorten benutzt. Dies bleibt allerdings eine Episode, wie auch der Einsatz von Speckstein und Bossiermassen an einem Relief in Freiberg.

Schildpatt spielte an Egerer Arbeiten überhaupt keine Rolle, obwohl es als Ausgangsmaterial hier und da in der Sekundärliteratur genannt wird. Zwei Eintragungen von 1690 und 1692 im Ausgabenbuch der Egerer Stadtverwaltung sind wohl das Motiv dieser unzulässigen Verallgemeinerung, denn dort wird von einem „schreibzeug mit helfenbein und schiltgrotten eingelegt“ und von einem „eingelegten kästel mit schiltkrotten“ des Kunsttischlers Caspar Bauer gesprochen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat es sich um normale flach marketierte Arbeiten gehandelt, die mit Reliefintarsien keinen Zusammenhang haben.

Metalle kommen nur an Arbeiten Adam Ecks und Johann Georg Fischers vor, wobei es sich um kleine Teile aus Zinn und Messing, gelegentlich Silber, handelt. Die Metallteile können zusätzlich graviert sein.

In die Frühzeit Egerer Intarsienkunst fällt die Benutzung von „Spänemarmor“, einem aus verschiedenen Holzspänen und Leim gepresstem Erzeugnis, das zum Standart der Kunsttischler des 16. Jahrhunderts gehörte. Seine Verwendung in der Egerer Bilderschneiderei bleibt auf die Frühzeit des Meisters mit dem ornamentierten Hintergrund beschränkt, der ihn z.B. am Marktredwitzer Poseidonkabinett integrierte. Die überlieferten Marmorierungen seiner Hand weisen vor allem blaugrüne Färbungen auf, da man wahrscheinlich durch Chlorosplenium verfärbte Pappelspäne benutzte.