RELIEFINTARSIEN AUS EGER
AUSKLANG IM 18. JAHRHUNDERT
ZURÜCK

Der große Kaiserschrank von Nicolaus und Karl Haberstumpf

Geschenk Egers an Kaiser Karl VI. im Jahr 1723, heute MAK Wien

Auch die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion Kaiser Karls VI. durch die Egerer Stände, die gesondert und eigenständig und nicht im Verbund mit Böhmen 1721 erfolgte, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Eger praktisch aufgehört hatte, ein freies unabhängiges Territorium zu sein. Den Egeranern mußte dies zwei Jahre später schmerzlich bewusst werden, als ihre erneut gesonderte Huldigung für Kaiser Karl VI. anläßlich seiner Krönung zum König von Böhmen abgelehnt wurde und sie sich der Generalhuldigung aller Stände Böhmens anschließen mußten.

Auch das letzte große Gemeinschaftswerk der Egerer Bilderschneider Johann Karl und Johann Nicolaus Haberstumpf, ein als Huldigungsgeschenk Egers an den Kaiser übergebener Kabinettschrank mit einem das habsburgische Herrscherhaus glorifizierenden Bildprogramm, konnte nichts mehr an der Endgültigkeit einer Einverleibung nach Böhmen ändern.

Die letzten „Bilderschneider“ waren in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts tätig gewesen. Dann stürzte der österreichische Erbfolgekrieg 1741 Eger in eine Krise, von der sich die Stadt erst Jahrzehnte später erholen konnte. Die neu errichteten Bastionen und der Standort der Egerer Festung wurden ihr gleichermaßen zum Verhängnis. Egers einstige Herrlichkeit und Bedeutung waren endgültig dahingegangen und eine vormals mächtige deutsche Reichsstadt sank zur wenig bedeutenden Provinzstadt herab. Mit der wirtschaftlichen Talfahrt und der politischen Isolierung war zugleich der Nährboden für bedeutende kulturelle Leistungen entzogen, wie sie die einzigartigen Reliefintarsien der Egerer Intarsienmeister dargestellt hatten.